Mit Gott ins Gespräch kommen

Der katholische Geistliche Carsten Leinhäuser ist ein Abenteurer Gottes, der ihm immer wieder unterwegs begegnet. In seinem Buch "Unterwegs im Auftrag des Herrn" hat er von seinen Erfahrungen mit dem Beten geschrieben.

Mit Gott ins Gespräch kommen

Wie beginnt man ein Gespräch mit jemandem, den man nicht mit den eigenen Augen sehen kann? Mit einem, mit dem man sich nicht mal eben auf einen Kaffee zusammensetzen und einfach losquatschen kann? Den man selbst mit modernster Technik nicht anrufen, anfunken oder zum Skype-Call einladen kann? Den man nicht anstupsen oder umarmen kann, wenn einem gerade danach ist?
Wie beginnt man ein Gespräch mit jemandem, den Viele nur für einen imaginären Freund halten? Von dem man nicht weiß, wie er aussieht — jung oder alt, männlich oder weiblich ...?
Worüber soll man mit jemandem reden, der angeblich eh schon alles weiß und dem man im Grunde nichts Neues zu erzählen hat.

Wie soll so ein Dialog funktionieren, wenn man zwar Fragen stellen, die Antwort aber nicht hören kann?

Mit Gott ins Gespräch zu kommen ist so schwierig. Mit Gott ins Gespräch zu kommen ist so einfach. Indem man es einfach macht.
Fürs "Mit Gott quatschen" gibt’s genauso wenig eine Betriebsanleitung wie fürs Gespräch mit dem besten Freund oder der besten Freundin. Mal könnt ihr eine ganze Nacht zusammenhocken und endlos miteinander reden. Mal seid ihr einfach zusammen und habt keine Worte. Oder es braucht keine Worte. Mal lacht ihr zusammen. Mal streitet ihr miteinander. Manchmal genügt ein kurzer Smiley, per Messenger aufs Smartphone geschickt. Manchmal müsst ihr euch bewusst Zeit nehmen, um füreinander da zu sein. Mal versteht ihr euch wunderbar. Mal redet ihr aneinander vorbei; hört nicht, was der andere euch sagen möchte.


Um mit Gott ins Gespräch zu kommen, gibt’s ein paar praktische Hilfen. 

Uralte Gebete wie das Vater unser, das schon Jesus mit seinen Freundinnen und Freunden gebetet hat. Oder die Psalmen in der Bibel. Lieder und Gebete im gemeinsam gefeierten Gottesdienst. All das hilft mir, mit ihm im Kontakt zu bleiben. Vielleicht auch dir?
Noch mehr merke ich jedoch, dass ich Zeit mit Iesus alleine brauche. Zeit, in der ich mich irgendwo in eine stille Ecke setze, die Augen schließe und mir vorstelle, dass er mir jetzt gegenübersitzt. Manchmal zünde ich vorher noch eine Kerze an. Oder schaue dabei auf ein Kreuz. Auch hier gibt’s kein Rezept: Probiere einfach aus, was dir hilft runter- zukommen. Und was dir dabei hilft, dir vorzustellen, dass er jetzt da ist.


Und dann ...? 

Ich beginne einfach zu reden. Meistens mach ich dies sprachlos, einfach in meinen Gedanken. Du kannst aber gerne auch wirklich laut reden. Ich erzähle Gott in solchen Momenten, was gerade in mir los ist. Danke ihm für schöne Momente. Stelle Gott Fragen und bitte ihn, mir zu antworten. Manchmal weine ich —oder ich schreie ihn sogar an, weil ich wütend oder verzweifelt bin. Oft sitze ich einfach nur so da und lasse die Bilder und Gedanken in meinem Kopf wie Wellen am Strand kommen und gehen.


So kann ich mit Gott ganz persönlich sprechen, wie mit einem guten Freund oder einer Freundin. 

Mal »funktioniert« es. Mal gelingt es mir einfach nicht, mich zu konzentrieren, und ich breche nach kurzer Zeit ab. Oder ich bleibe einfach trotzdem sitzen, schweige und denke mir: »Gott — auch das ist jetzt irgendwie ein Gebet.« 

Mit Gott ins Gespräch zu kommen ist so schwierig und so einfach zugleich.

Wie es für dich ganz persönlich am besten funktioniert, wirst du nur herausfinden, indem du es ausprobierst und deine eigenen Erfahrungen sammelst. Es wird Zeit brauchen. Und du solltest nicht gleich bei den ersten gescheiterten Versuchen aufgeben. Ein wenig Hartnäckigkeit gehört dazu. Trau dich. Es lohnt sich.

Ich bin ein Liebhaber der konkreten, greifbaren und echten Zeichen der Liebe Gottes, die ich in meinem Leben und in dem der anderen entdecken kann Crasten Leinhäuser | Priester und Autor

bene! Verlag
Paperback, 192 Seiten
ISBN: 978-3-96340-084-1